Dieter Hemminger: 5 Tage Mahnwache - ein Erfahrungsbericht

Dieter Hemminger, 53757 St. Augustin-Menden, Marktstr. 33, dieter.hemminger@posteo.de, Telefon 02241-1235933

Erfahrungsbericht über 5 Tage ( 2. -6. Juli 2016) Mahnwache bei der "20 Wochen Aktionspräsenz in Büchel"

Die Anreise mit Bahn und Fahrrad war problemlos, da meine Senioren-Monatskarte bis Geroldstein am Wochenende gültig war und der Express-Bus mit Fahrradanhänger mich die letzten bergigen km nach Büchel mitnahm.

Der restliche Samstag  war zum Eingewöhnen mit 2- 4 kurz Vorbeikommenden recht informativ.

 

Dann kam am Sonntag aus der Evangelischen Kirchengemeinde Maifeld eine große Gruppe, die ihr diesjähriges „Sommerfeld“ am Haupttor des Fliegerhorstes mit Musik, Informationen und Abschluss-Gottesdienst gestalteten, wonach ein großes Kreuz mit vielen Hunderten gefalteten  Hiroshima- Kranichen auf die „Friedenswiese“ gestellt wurde.

 

Leider hat man dieses Kreuz  bis Montagmorgen wieder umgeworfen und ich hatte stundenlang Mühe, die weggerissen Kraniche wieder flattern zu lassen.

Von Montag bis Mittwoch saß ich allerdings dann ganz alleine, umstellt von Transparenten und bei kühl nasser Witterung von 10- 19 Uhr auf dem Kreisel vor dem Haupteingang.

Ein paar Beobachtungen und Erfahrungen will ich weitergeben:

Neben meiner Buchlektüre konnte ich die Vorbeifahrenden etwas näher betrachten:

Alle blickten, wenn auch manchmal nur kurz, zu mir und auf die Tafeln: „atomwaffenfrei jetzt“, „pace-Fahnen“ und an meinem Fahrrad befestigte Plakate: „Atomwaffen verbieten“.

Nur wenige zeigten mir den „Vogel“! Doch mehrere, vor allem vorbeifahrende Touristen, gaben ein zustimmendes Zeichen weiter.

Nur ein Pkw-Fahrer hielt an und wollte mich belehren, dass man Frieden nicht „Pace“ sondern „Peace“ in english schreibt. Erstaunt war er, als ich ihm sagte, dass der „Erfinder“ der „Pace-Fahne“ ein italienischer Priester war und es eben verschiedene Schreibweisen für Frieden gibt.

Da ich versuchte, mit den wenigen Soldaten an der Bushaltestelle in Kontakt zu kommen, hier ein paar weitergegebene Infos:

Einer sagte, ihm hätte noch niemand gesagt, dass auch hier Atomwaffen lagern. Das  sei nur ein „Tornado-Kampfjets“- Übungsplatz und es sei hier für einen jungen Soldaten recht bequem und angenehm. Aber warum wehrt man sich in den umliegenden Dörfer nicht wenigstens gegen den lauten ohrenschmerzenden Lärm  beim fast täglichen Start der Jets?

Ein anderer meinte, dass die meisten seiner Freunde nicht zur Bundeswehr gingen. Aber sein Großvater (selber Soldat im 2. Weltkrieg) hat ihm die Bundeswehr empfohlen, da er hier einen guten Beruf erlernen kann (KFZ-Mechaniker) und dazu noch einen schönen Sold bekomme.

Wieder ein anderer klärte mich auf über die verschieden Verpflichtungszeiten , von 3 – 25 Jahren. Bei vorherigem Ausscheiden, frühestens nach 6 Monaten, muss man keinen zu hoch bezahlten Sold zurückgeben. Allerdings wird man sehr bedrängt, doch die ganze verpflichtete Zeit dabeizubleiben.

Interessant waren die Blicke und Reaktionen der Feierabend habenden  SoldatInnen von  16 -17.30 Uhr. Die meisten fuhren „ungerührt“ an mir im Abstand von 3 -4- Meter in Pkws der Mittel- und gehobenen Klasse vorbei. Ein paar ältere Soldaten machten sogar ein zustimmendes Zeichen. Und in den 2 -3 Bussen die vorbeikamen, winkten  die jungen Soldaten recht freundlich mir zu.

Als ich am Mittwoch von Waltraud und Andreas Hämer abgelöst wurde, hatte ich nicht den Eindruck ,dass eine strapaziöse Zeit lag hinter mir. Hoffentlich bringen wir immer mehr Menschen zum Widerstand  gegen die Atomwaffen und gegen alle Kriege in der Welt. Ein frommer Freund schrieb mir, wir sollten auch nie vergessen, dass bisher ein Atomkrieg auch durch die vielen Bitten und Gebete zu Gott verhindert wurde!!

Mir scheint, dass „Dauerpräsenzen“ wirkungsvoller sind als Torblockaden. Man „verärgert“ nicht  die täglich ein- und ausfahrenden  Soldaten,  sondern bringt unseren Protest gegen Atomwaffen einem größeren Personenkreis , sogar „europaweit“, nahe und gewinnt vielleicht immer mehr „Mitmacher“!

 

Technisch finde ich gut, dass die GAAA (Gewaltfreie Aktion Atomwaffen Abschaffen) ihren Wohnwagen für die Materiallagerung zur Verfügung stellt, der auch bei Dauerregen angenehm ist und zu Notübernachtungen einlädt.

Schalom -Salam
Dieter