12.08.2017 Evang. Kirche in Baden, Karen Hinrichs - Oberkirchenrätin: Zeit, Atomwaffen zu verbieten!

12.08.2017 Evangelische Kirche in Baden, Karen Hinrichs - Oberkirchenrätin, Leiterin des Referates 1 "Grundsatzplanung und Öffentlichkeitsarbeit" (Quelle)

 

Zeit, Atomwaffen zu verbieten! - Drohungen mit Atomwaffen nehmen die Menschheit in Geiselhaft

Die jüngsten Äußerungen des nordkoreanischen Machthabers genauso wie die Sätze des amerikanischen Präsidenten sind zutiefst beunruhigend. Die Gefahr eines nuklearen Schlagabtausches ist realistisch und groß. Er hätte katastrophale Folgen für Mensch und Natur, weit über die Zielgebiete hinaus. Keine Rettungsorganisation der Welt könnte verhindern, dass Leben und Gesundheit hunderttausender Menschen gefährdet sind und ganze Landstriche unbewohnbar werden. Auch die sogenannten „Mini-Nuklearwaffen“ würden in vielen Teilen der Erde das Leben und die Gesundheit unserer Generation und unserer Kinder und Enkelkinder bedrohen. Darauf machen seit Jahren verschiedene internationale Organisationen aufmerksam, z.B. die ärztliche Friedensorganisation IPPNW, die Internationale Kampagne zur Abschaffung Nuklearer Waffen ICANw und das Internationale Komitee des Roten Kreuzes.

Gemeinsam haben sie eine humanitäre Initiative für ein Atomwaffenverbot gegründet, die auch von Papst Franziskus und vom Ökumenischen Rat der Kirchen unterstützt wird. Dank dieser Initiative ist ein historischer Durchbruch gelungen: Am 7. Juli 2017 hat in New York eine überwältigende Mehrheit der Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen  einem Vertrag zu einem völkerrechtlichen Verbot von Atomwaffen zugestimmt. Nach jahrelangem Stillstand bei den Abrüstungsverhandlungen wurde gegen den Widerstand der Nuklearmächte und einiger ihrer Verbündeten erreicht, dass Drohung und Einsatz von Atomwaffen völkerrechtlich verboten und damit illegitim sind.
 
In den Medien war hierzulande darüber wenig zu hören. Zutiefst bedauerlich ist, dass Deutschland sich an den Verhandlungen für ein Atomwaffenverbot nicht beteiligt hat. Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, forderte zuletzt am 5. August 2017, dass Deutschland sich dem Atomwaffenverbotsvertrag anschließt und dessen Umsetzung unterstützt.
 
Ein persönliches Wort: Als Christin glaube ich, dass keine Massenvernichtungswaffe mit dem Glauben an Jesus Christus und an einen menschenfreundlichen Gott zu vereinbaren ist. Alle chemischen, biologischen, nuklearen Waffen sind Teufelszeug und ihr Einsatz ist durch nichts zu rechtfertigen - sie nehmen Unbeteiligte, gar die ganze Menschheit in Geiselhaft! Man muss aber, so meine ich, weder eine Christin noch ein Pazifist sein, um diese Waffen und die Menschenverachtung, die sich in ihnen zeigt, abzulehnen und ihr Verbot zu fordern. Schon die Drohung mit ihrem Einsatz ist mit keiner menschlichen oder menschenfreundlichen Ethik vereinbar.
Wer einmal mit einem Opfer eines Atomwaffentests oder mit einer Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima oder Nagasaki gesprochen hat, wird keine Stunde länger die Unterhaltung eines Atomwaffenarsenals legitimieren.

Atomwaffen sind nach wie vor eine der größten Bedrohungen für die Menschheit und die gesamte Erde. Ein Unfall, ein Terroranschlag oder eine absichtliche Detonation durch welche Regierung auch immer würde zu katastrophalen Zerstörungen führen und hätte humanitäre und ökologische Auswirkungen, die nicht zu beherrschen sind.

Mit vielen Menschen auf der ganzen Welt werde ich darum weiter protestieren gegen die Modernisierung des auch in Deutschland noch lagernden Bestandes von Nuklearwaffen. Zusammen mit den Christinnen und Christen in der Friedensbewegung appelliere ich an die Kirchen und die beiden deutschen Militärbischöfe, sich für den Atomwaffenverbotsvertrag und eine Stärkung des Völkerrechtes einzusetzen.

Auch im Bundestagswahlkampf muss diese friedenspolitische Weichenstellung ein Thema werden. Denn über religiöse und weltanschauliche Grenzen hinweg, unabhängig von der Zugehörigkeit zu Parteien oder Interessensgruppen, sollte das Verbot und die konsequente und kontrollierte Abrüstung von Atomwaffen ein wichtiges Ziel aller Politikerinnen und Politiker sein.
 
Karen Hinrichs - Oberkirchenrätin, Leiterin des Referates 1 "Grundsatzplanung und Öffentlichkeitsarbeit"